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Trek z paterom Leo Labusom wróčo w Radworju | Der Flüchtlingstreck mit Pater Leo Labus zurück in Radibor |
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Přełožk originalneho citata z dźenika Lea Labusa O.F.M.: Wo wulkim wójnskim połoženju nimamy wězo | Heute wollen wir unser Ziel erreichen, bis Radibor kommen. Schon hinter Ottendorf begegnen wir dem ersten Hindernis. Die Brücke über die Eisenbahn (Bischofswerda-Neukirch) ist gesprengt, die Straße also nicht passierbar. Außerdem werden Männer und Frauen zu Straßenarbeiten abgefangen. Wir haben Glück. Der polnische Posten (im Zivilberuf Organist) hat Verständnis und läßt uns passieren, nur müssen wir einen sehr beschwerlichen Umweg machen. Dann aber geht es munter weiter; die einzige Unterbrechung entsteht jedesmal, wenn wieder von Soldaten Pferde umgetauscht werden – immer zu unserem Nachteil. Unser Weg führt über Putzkau (hier ergänzen manche auf billige Weise ihren Tabakvorrat), Tröbigau, Naundorf; Gaußig, (mit längerer Mittagsrast), Drauschkowitz, Kleinförstchen nach Salzenforst. Hier gönnen wir uns wenigstens eine kurze Pause; wir sind diese Erinnerung unserem ersten- Quartierort schuldig. Das Dorf ist immer noch wie ausgestorben. In Kleinwelka treffen wir auf einen größeren Trupp Russen, kommen aber unbehelligt vorbei. Nun geht es der Heimat zu. Einige Leute aus Kleinwelka, die in unserem Treck sind, kommen mit. Zu Hause ist es ihnen noch zu unheimlich. Bals sehen wir den Kirchturm von Radibor. Er ist also noch soweit heil, wenn er auch schwere Wunden davongetragen hat. Vor dem Einzug ins Dorf ist mir etwas bange. So widersprechende Gerüchte sind zu uns gedrungen, seit wir den Ort nicht mehr gesehen haben. Und dann ist das alles gottlob nicht war. Wir finden das Dorf ungefähr in dem Zustand wieder, wie es vor einer Woche war. Ein Haus ist durch vorsätzliche Brandstiftung ausgebrannt, die Villa Grollmuß. Die Kirche ist beschädigt, aber für den Gottesdienst noch verwendbar, während z.B. die Kirchen in Ralbitz und Rosenthal ganz ausgebrannt sind. Abends um ½ 9 Uhr zieht unser Treck in Radibor ein. Uns empfangen die treulosen Brüder und Schwestern, die sich in Neukirch von uns getrennt haben. Sie mußten natürlich eher da sein. Viele andere stehen aber noch aus. Es vergehen noch etwa 15 Tage, bis alle größeren und kleineren Trecks wieder in der Heimat gelandet sind. Wenn man in Ruhe alle Ereignisse und Erlebnisse überdenkt, dann muß man sich gestehen: Gott hat sicherlich seine schützende Hand über uns gehalten. Freilich mußten schmerzliche Opfer gebracht werden, vor allem Opfer an Menschenleben. Noch auf der Rückfahrt in die Heimat wurden bei Weißnauslitz 2 Mädchen aus Camina erschossen; wir habe sie auf unserem Friedhof begraben. Andere Opfer waren die an Hab und Gut. Die Ställe der Bauern und Landwirte sind fast leer; die Versorgungslage wird immer schwieriger. Und immer noch erleben wir täglich, daß geraubt und geplündert wird. Alles ist noch so unklar und verworren in unserer politischen Lage. Man muß sich mit viel Geduld wappnen. |