28.04.1945_flucht

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28.04.1945

Pólske wójsko wobsadźi Radwor Polnische Truppen besetzen Radibor
serb Um 8:00 Uhr heißt es: „Befehl vom Hauptmann. Die Zivilbevölkerung muß den Ort räumen“. Es ist blinder Alarm, der vom Stabe in Quoos widerrufen wird. – Manche Radiborer flüchten jetzt schon. Ich rate niemandem ab oder zu, lasse aber allen meine Ansicht wissen: „Sollten die Polen wieder in den Ort einrücken, dann ist es besser, wenn wir in dem Moment nicht da sind; denn sie könnten für die hohen Verluste, die sie inzwischen erlitten haben, an der Zivilbevölkerung furchtbare Rache nehmen“. (Truppen der Hermann-Göring-Division hatten mir versichert, sie machten keine Gefangenen, jeder würde erschossen. Muß sich ein so unmenschlicher Kampf nicht rächen?)
Um 5 Uhr nachmittags scheint das Dorf ausgestorben zu sein. Ich mache einen Rundgang und muß feststellen, daß fast alle Bewohner fort sind. Etwa 20 Menschen bleiben im Orte; sie lassen sich auch durch Drohungen des deutschen Militärs nicht hinausweisen. Für mich ist die Lage klar: die Gemeinde ist fort, ich habe hier keine Aufgabe als Seelsorger mehr. Also sage auch ich jetzt: „Wir flüchten“.
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